Arndt Noack: Unter Gutmenschen

Arndt Noack: Unter Gutmenschen

Arndt Noack: Unter Gutmenschen

Beobachtungen auf dem „Flüchtlingsschiff“ in Dresden

Von Arndt Noack

Jetzt liegt also der Kahn mit den Flüchtlingsfiguren im Neustädter Hafen von Dresden. „Mit Sicherheit gut ankommen“ heißt dieses irgendwie als Kunst deklarierte Projekt der Stiftung „Outlaw“, die sich eigentlich Kraft ihrer Satzung für Kinder und Jugendliche engagieren sollte.

Bisher gab es keine nennenswerten Proteste dagegen, was wahrscheinlich am etwas abgelegenen Standort liegen könnte. Mitten in der besten Innenstadtlage schon wieder so ein „Kunstwerk“, das haben sich die werten Stadtväter dann wohl doch nicht getraut.

Auch ich wollte nicht schrill diskutieren, sondern mal schauen und Eindrücke sammeln. Und da fällt mir zunächst, jetzt aus nächster Nähe, auf, was mir schon vorher anhand von Fotos aufgestoßen war: alle Figuren auf dem Schiff sind ausgemergelt, hohlwangig, mit leeren Augen und in Lumpen gehüllt. Ein krasser Gegensatz zur Realität, die uns ja eher kräftige junge Männer mit ordentlichen Klamotten und Smartphones präsentiert.

Ich frage also. Und bekomme Antworten. Und was für welche. Ja, sagt der junge Mensch auf dem Schiff, das stimmt schon. Aber man hätte eben auf die Schnelle keine anderen Figuren bekommen können, diese hier stammten eigentlich aus einem ganz anderen Kunstprojekt. Hmm. Und die Lumpen? Er lüpft so einen Lappen, darunter ist nur eine Stange zu sehen. Die Figuren sind eigentlich keine Figuren, erklärt er, sondern nur Köpfe. Und das wollte man ein wenig verhüllen. Markenklamotten in dieser Menge waren nicht zu bekommen, also hätte man eben Lumpen genommen. Nochmal: hmm?

Ich unterstelle ihm also, er würde mit diesen Figuren die Realität krass verzerren. Mag sein, meint er, das wäre schon ein Kritikpunkt. Aber um Realität ginge es ja gar nicht, sondern um Denkanstöße. Aha.

Ein ganz junger Mann (Bartwuchs im spärlichen Ansatz) mischt sich ein: es gebe aber durchaus auch solche elenden Flüchtlingsboote. Woher kommt er? Von der Mission „lifeline“, die im Mittelmeer Migranten aufsammelt und nach Italien bringt. Na, du kommst mir gerade recht. Ich sage ihm, er würde doch mit seiner Arbeit allen Schleppern das Leben leichter machen. Er meint dagegen, die Leute würden so oder so in See stechen, egal ob sie aufgefischt würden oder nicht. Nö, sage ich, die sind ja auch nicht dämlich. Wenn ich genau weiß, dass ich absaufe, dann gehe ich nicht an Bord. Wenn ich aber weiß, dass ich nach ein paar Meilen sichere Planken betreten kann, dann schon. Er ist nicht zu überzeugen.

Jetzt mischt sich ein älterer Herr ein: wir wären doch selbst an allem schuld, weil wir Afrika einst kolonialisiert hatten. Ich entgegne, dass dies ja mehr als ein halbes Jahrhundert her sei, in der Zwischenzeit hätte man ja wohl was draus machen können. Und die Voraussetzungen wären in großen Teilen Afrikas mit drei Ernten pro Jahr und Unmengen an Bodenschätzen ja wohl nicht so übel gewesen. Der ältere Herr entgegnet nichts, aber wieder der junge solche vom Anfang: wir würden ja Afrika keine Chance lassen. Als Beispiel führt er Hühnchen (!) an, die subventioniert aus Europa nach Afrika geliefert würden und somit dort die Entwicklung einer eigenen „Hühnchenindustrie“ verhinderten. Aha, Goldbroiler als Grund der Massenmigration. Ich denke mir mein Teil.

Und frage ihn, was wir denn hier in Europa mit den vielen Afrikanern anfangen sollten, die ja nicht die Bohne für unseren Arbeitsmarkt geeignet seien. Er holt aus: der Arbeitsmarkt würde sich ja eh in den nächsten Jahren stark verändern, und da sei ihm ein 18jähriger Afrikaner, der sich darauf einstellen könne (!) lieber als ein 50jähriger Deutscher, der das nicht kann. Die Frage, wie lange er denn schon gearbeitet habe, verkneife ich mir, weil die Antwort auf der Hand liegt.

Stattdessen sage ich einigermaßen höflich Tschüß und substrahiere mich. Da ist Hopfen und Malz verloren. Was nicht so schlimm wäre, wenn nicht mal wieder ein Sack voll Steuergeld in dieses Projekt lebensfremder Gutmenschen geflossen wäre. Auch Geld von meinen Steuern. Aber dafür kann der Kerl auf dem Schiff nichts. Dafür müssen wir eines Tages die verantwortlichen Politiker zur Verantwortung ziehen. Und auch, wenn es dauert: dieser Tag wird kommen.

? Arndt Noack gehört dem Vorstand des AfD-Kreisverbands Dresden an.

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