Kann der Anspruch „deutsche Bildungsnation“ erhalten werden?
Von Karla Lehmann
Deutschland ist dabei, seinen Ruf als Bildungsnation durch über Jahrzehnte hinweg anhaltende, systematisch falsche Bildungspolitik gänzlich einzubüßen.
Die Symptome, wie schlechte Lernerfolge in den Grundlagenfächern Deutsch und Mathematik im Ländervergleich (IQB Bildungstrend 2015, IGLU-Grundschul-Leseuntersuchung 2017) schreien zum Himmel: den Regelstandard im Lesen erreicht nur jeder zweite Schüler, jeder 5. kann weder richtig lesen noch das Gelesene verstehen. Trotz intensiver Unterstützungsmaßnahmen haben sozial Schwache jetzt noch weniger Erfolg. Die schlechtesten Ergebnisse erzielen im Schnitt Schüler in Bremen und Berlin, bei denen der Anteil inklusiver Beschulung besonders hoch ist. Innerhalb weniger Jahre ist Deutschland vom 5. auf den 21. Platz im Ländervergleich abgesunken, in 14 europäischen Ländern werden mehr Spitzenleistungen erzielt, als in Deutschland. Kinder mit „besonderem Unterstützungsbedarf“ an Regelschulen haben signifikant zugenommen; der Anteil von „Kindern ohne Migrationshintergrund“, also Deutschstämmigen, geht zurück.
Zur leistungstötenden Gleichmacherei kommen Disziplinlosigkeit, Respektlosigkeit gegenüber Erziehern und Lehrern, Demotivation bis hin zur sogen. „Null-Bock-Mentalität“, Mobbing oder Schulverweigerung hinzu. Über zunehmende Gewaltausübung gegen Schwächere auf Schulhöfen unter den Augen der offensichtlich hilflosen Aufsichtspersonen sind wir hinreichend gut informiert. Der Druck der Eltern auf die von ihnen in der Regel gering geschätzte Lehrerschaft steigt, das rechtliche Einfordern vermeintlich besserer Bildungsresultate für ihre Kinder wächst, mit dem Ergebnis einer erstaunlichen Zunahme von „guten bis sehr guten“ Abschlußnoten und einer nie dagewesenen, unrealistisch hohen Empfehlungsquote für das Gymnasium.
Einschulungsuntersuchungen ergaben hingegen, daß mindestens jedes 3. Kind (38 %) als sprachauffällig gilt, jedes 15. wird von der Einschulung zurückgestellt, bei einem Teil muß die Aufnahme in eine Förderschule empfohlen werden (SZ 20.7.15). Störungen der Grobmotorik liegen bei 13 %, der Feinmotorik bei 23 % vor!
Die vorschulische Erziehung sowie die Schul- und Gymnasialbildung haben nachweislich unter falschen Erziehungskonzepten und einer hohen Bereitschaft zum Experimentieren gelitten. Fach- und Hochschulen, Wirtschaft, Handwerk und Selbstständige sind heute darauf angewiesen, Schulabgänger mit mangelhaften Kenntnissen zu verkraften und diese ggf. auf das für notwendig erachtete Niveau nach zu qualifizieren.
Was haben Politiker, Bildungs-Sachverständige oder andere Strategen an Ratschlägen oder Forderungen zu bieten?
— es muß mehr Geld ins System!
— Förderung leistungsstarker und leistungsfähiger Schüler (KMK/BMBF, 28.11.2016) über 10 Jahre mit 125 Millionen Euro
— der Lehrermangel muß beseitigt und Vertretungen müssen reduziert werden
— es müssen noch mehr Beratungslehrer, Schulpsychologen, Sonderschulpädagogen oder Betreuer eingestellt werden
— Teilzeit-Beschäftigungen (30 % in Sachsen! SZ 5.12.17) müssen reduziert werden
— Ganztagsschule für alle, verbesserte Inklusion, verstärkte Integration von Migrantenkindern
— Digitalisierung muß verbessert werden
— marode Schulgebäude müssen saniert werden
— Bildungstickets in Sachsen
— Verbeamtung von Lehrern
Das sind z.T. berechtigte, aber leider meist nur vordergründige Forderungen. Die berechtigten unter ihnen müssen selbstverständlich behoben werden, bei anderen besteht Abklärungsbedarf.
Die Förderung leistungsstarker Schüler ist ein erster kausaler Ansatz, um sich den Spitzenleistungen anderer Länder wieder anzunähern. Die Ursachen der Gesamt-Misere werden dadurch aber keineswegs korrigiert. Wenn ein Auto, etwas verschmutzt und zerkratzt, mit einem Motorschaden in die Werkstatt gebracht wird, empfiehlt dann etwa der dortige Sachverständige eine Hochglanz-Neulackierung? Mitnichten, er wird daran gemessen, den Wagen wieder flott zu machen, sonst würde der Kunde diese Werkstatt in Zukunft nie mehr aufsuchen!
Im Bildungswesen leisten sich Regierung und Länder hingegen eine oberflächliche und ruinöse Oberflächenglättung mit ständig wechselnden, schillernden Lacken, ohne die tatsächlichen Ursachen des immer schneller erkennbar werdenden Abwärtstrends der Bildungserfolge aufdecken zu wollen. An den von den 68ern des letzten Jahrhunderts eingeschlagenen Irrwegen, wie der „Kulturrevolution“ und „sexuellen Befreiung“, der Zerschlagung der bürgerlichen Familie und den Gender-Phantastereien sowie der „politischen Korrektheit“ und dem Egalitarismus wird festgehalten, weiterhin auf ‚Teufel komm raus‘ experimentiert, natürlich auf Kosten des von der ‚Modernität des Bildungswesens‘ zu überzeugenden, nicht hinter die Kulissen schauenden Steuerzahlers. Anstrengungen werden verteufelt, Abi und Studium für alle favorisiert! Nichts wird ernsthaft oder sachgerecht evaluiert; Probleme werden nicht behoben, sondern ständig neue geschaffen, u.a. eine Überzahl schlecht qualifizierter Studenten, die bereits im Gymnasium MINT-Fächer abgewählt haben und deshalb ihr Heil in geisteswissenschaftlichen Fächern suchen. Aber, weder die Wirtschaft, noch die Gesellschaft kann das Zuviel der Nachlieferung solcher Absolventen verkraften. Sie vergrößern das Heer der Unzufriedenen, der Demotivierten und letztlich der doppelt Subventionierten (erst kostenlose Ausbildung und danach Hartz IV oder Sozialhilfe). Zur Bedarfs-Sättigung mit gutausgebildeten Absolventen auf dem MINT-Sektor mußten Green- und Blue-Cards erfunden werden, anstelle unser Schul-und Ausbildungssystem zu reformieren.
Die gesamte Bildungsmentalität einschließlich der Bildungsinhalte, Erziehungsmethoden, Wertschätzung der Lehrer, Stellung von Kindern und Eltern muß dringend korrigiert werden.
Kinder (laut UNO-Kinderrechtskonvention Art. 1 sind das alle, die das 18te Lebensjahr noch nicht erreicht haben) bedürfen „wegen ihrer mangelnden körperlichen und geistigen Reife eines besonderen Schutzes und besonderer Fürsorge“. Das sollte beim Wort genommen werden und es sollten Kinder weder als kleine Erwachsene betrachtet, noch behandelt werden. In der frühen Prägungsphase sollte das Kind weder über-, noch unterfordert werden. Natürliches Erkundungsverhalten und natürliche Neugier sind zu fördern, echte Vorbilder kreiert und gepflegt werden. Anstrengung und Leistungen sind zu honorieren, Nachlässigkeit, Desinteresse oder Fehler sind zu benennen. Aus sich heraus kann ein Kind nichts entwickeln (s. Kaspar-Hauser-Versuch, Friedrich II v. Hohenstaufen) oder korrigieren.
Je nach Entwicklungsalter muß ein verbindlicher Wissens- und Fähigkeiten-Kanon etabliert werden. Ohne Gedächtnistraining, Faktenkenntnis und ohne Übung werden viele geistige (selbstverständlich auch motorische) Fähigkeiten nicht entwickelt und gehen demzufolge verloren, wie Kopf-Rechnen, Text-Verstehen, Reflektieren, Herstellen von Querverbindungen, Schlußfolgern, Verallgemeinern etc. „Schreiben nach Gehör“ verzögert das Einprägen orthographisch richtigen Schreibens und belastet die Schüler in doppelter Art und Weise. Eine große Gefahr und Versuchung liegt in der Benutzung moderner Smart-Phones, die dem Benutzer Rechnen und korrekte Rechtschreibung (durch einfaches Diktieren) abnehmen; die Bildungsresistenz nimmt zu, da man ja alles „googeln“ kann. Ohne auf Vorkenntnisse aufbauen zu können, ist das propagierte „Kompetenzlernen“ so einzuschätzen, wie Violine-spielen-wollen ohne Notenkenntnis und Übung. Es begünstigt darüber hinaus einen einseitig ausgerichteten Tunnelblick und engt den Horizont ein. Die Reduzierung der Wissensvermittlung oder -anwendung, z. Bsp. auch im Rahmen einer selbstbestimmten „Projektarbeit“, verkommt zu einem kurzaufflackernden Feuer ohne Nachhaltigkeit.
Anwendungsbereites Wissen kann jedoch nur durch systematisch rationalen Wissensaufbau gelingen und nicht durch zufallsartig von Unwissenden durchgeführte Spaßarbeit. Die zur Zeit übliche Wohlfühlpädagogik dient eher der Infantilisierung als der geistig-moralischen Reifung der Schüler.
Die im frühen Kindesalter vom Zeitgeist diktierten „offenen KITA-Konzepte“, das sich später anschließende freie „Kompetenzlernen“, die Geringschätzung der Kopfnoten und die Abwahl nicht genehmer Abiturfächer tragen mit Sicherheit nicht dazu bei, Wissen, Fähigkeiten und Persönlichkeitsbildung umfassend zu fördern.
Das Bildungs-Niveau der Klasse wird erfahrungsgemäß durch einen hohen Migrantenanteil abgesenkt (Ergebnisse s. weiter vorn) und verlangsamt; das Sprachniveau sinkt auf eine niedrige Stufe ab. Die Lösung liegt auf der Hand, nämlich eine Trennung von Migranten und deutschen Schülern mit dem Ziel, beide bestmöglich entsprechend ihrer Voraussetzungen zu fördern und darüber hinaus erstere auf die Rückkehr in ihr Heimatland vorzubereiten.
Für das Dogma der inklusiven Beschulung gibt es nicht nur von Anbeginn an berechtigte Kritik an der Sinnhaftigkeit seiner Übertragung auf Deutschland mit seinem gut ausgebauten Förderschulangebot, sondern seitens ihrer Verfechter auch bereits erste Hinweise auf ein Versagen der Durchführbarkeit. Die Lösung: dem seit 1949 zum Glück noch existierenden Förderschulsystem ist der berechtigte Vorrang einzuräumen.
Das Schwierigste wird jedoch sein, die Lehrpläne, Lehr-Fach-Inhalte und die Gehirne der Lehrenden von der Gender-Ideologie und von politischer Indoktrinierung zu befreien und gemäß dem Slogan „back to the roots or basics“ auf den bewährten Zustand von vorher zu bringen, von dem die ältere Generation noch heute profitiert und nach dem ein Großteil der jüngeren Generation dürstet. Der leistungshemmende Egalitarismus in der Bildung gehört abgeschafft. Die Pädagogik bedarf der Befreiung von pseudowissenschaftlichen Verbrämungen und Thesen sowie einer Rückbesinnung auf den gesunden Menschenverstand und tradierter Methodik. Schüler, Eltern und Erzieher/Lehrer/Ausbilder müssen gleichermaßen in diesen Prozeß eingebunden werden, damit wieder Ordnung ins Chaos kommt.
Nur so kann der Abwärtstrend aufgehalten und eine Neubelebung ambitionierter Bildungsergebnisse erreicht werden.
? Dr. Karla Lehmann ist Mitglied des AfD-Kreisverbands Dresden.