Sehr geehrte Redaktion
der im Artikel von einem offenkundigen Nutznießer der E-Mobilität geforderte beschleunigte Ausbau der Ladestationen für eine prognostizierte Erweiterung des E-Mobil-Bestandes auf 7 - 10 Millionen erfolgt unter konsequenter Mißachtung der damit zusammenhängenden technischen und energetischen Hindernisse.
Abgesehen von der generell zu niedrigen Leistungsdichte selbst der modernsten heute verwendeten Lithium-Ionen-Akkumulatoren gegenüber fossilen Treibstoffen Benzin und Diesel, die mit ca. 0,18 kWH/kg Masse um den Faktor 22 geringer ist als die von Benzin mit ca. 4 kWh/kg und damit ein 22fach höheres Treibstoffgewicht bedeutet, wie dem Umstand, daß auch die benötigte Strommenge für die Aufladung der Akkus irgendwo erzeugt werden muß: Allein das Problem der vorzuhaltenden Kraftwerkskapazität und der für die Ladestationen benötigten Stromtrassen ist geeignet, das Projekt des massenhaften Ausbaus der E-Mobilität scheitern zu lassen. Der TV-Professor Harald Lesch hat einmal vorgerechnet, welche gigantischen Kapazitäten an Stromerzeugung vorhanden sein müßten, allein wenn 1 Mio E-Mobile gleichzeitig geladen werden sollen:
Die dafür vorzuhaltende Kapazität beträgt allein 350 GW (=350.000 MW), das 5-fache der Netzlast von 68,5 GW, die in Deutschland im Durchschnitt vorliegt und vom Energieversorgungssystem bereitgestellt werden muß. Selbst bei einem Bruchteil der anzunehmenden Zahl an gleichzeitig ladenden E-Mobilen ist die Überlastung des existierenden Stromnetzes absehbar. Zieht man noch die Absicht der Bundesregierung in Betracht, die benötigte Stromkapazität dieser E-Mobilität zukünftig vor allem in Form von Windenergie zu installieren, wobei man bei den neueren Großwindkraftanlagen (Enercon E 126: 198 m Gesamthöhe, überstrichene Propellerfläche 12470 m2 , Gewicht 3460 t plus 3500 t Stahlbetonfundament, Nennleistung; 7,5 MW) auf Grund des volatilen Angebots von Windenergie von einer mittleren Leistung von lediglich 1,3 MW Leistung ausgehen muß, kann man sich ausrechnen, wieviel zusätzliche Windkraftanlagen zu welchen Kosten installiert werden müßten. Bei einer Gesamtfläche Deutschlands von ca. 357.000 km2 käme dann nahezu auf jeden km2 eine Anlage, die vorhandenen 28.000 Windkraftanlagen mitgerechnet.
Ein weiteres Problem stellt der Ausbau der notwendigen Stromtrassen zu den Ladestationen oder Tankstellen dar, die als Ladestation ausgebaut werden müßten. Hier ergibt sich zusätzlich die Schwierigkeit der wesentlich längeren Ladezeiten der E-Mobile. Kalkuliert man eine Ladezeit eines E-PKW von durchschnittlich 1 h und die Tankzeit eines Benziners/Diesel von max. 5 min, so bedeutet das, daß 12-mal so viel Platz für ladende Kfz benötigt wird. Sollte tatsächlich der Massenausbau der E-Mobilität erfolgen, wären die E-Tankstellen mit dem normalen 220 V-Netz nicht betreibbar. Man kann hier von mehr als 10 MW Leistung einer E-Tankstelle an der Autobahn ausgehen, wenn in Spitzenzeiten keine extremen Schlangen entstehen sollen. Für die Übertragung dieser Leistung sind die Leistungsquerschnitte des 220 V-Netzes zu klein. Es wären separate Hochspannungsleitungen zu jeder Tankstelle nötig, die völlig neu aufgebaut werden müßten. Da die Akkus aber nicht mit Hochspannung geladen werden können, muß jede E-Tankstelle mit einer separaten Trafostation ausgestattet werden.
Angesichts der damit verbundenen Kosten und des Aufwands für die komplette Umstellung von Stromnetz und Energieversorgungssystem ist es also bei einer einfachen Kosten-/Nutzenabschätzung naheliegend, daß die E-Mobilität als Massenbetrieb wie von der Bundesregierung geplant ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Mehr als ein Nischenantrieb wie beim innerstädtischen Kleinverkehr wie etwa der Pizzaauslieferung oder dem nicht subventionierten Elektrofahrrad ist damit unter technischen, energetischen wie wirtschaftlichen Aspekten völlig unrealistisch.
Paul Neustadt