Von Maximilian Krah
Am 18. November 1837 veröffentlichten sieben Göttinger Professoren, unter ihnen die Gebrüder Grimm, ein Protestschreiben gegen den König. Keine zwei Wochen später machten sich der damalige Prorektor Bergmann und vier Dekane zum König auf, um sich anzudienen. Der König entließ schließlich die »Göttinger Sieben«.
Der Leipziger Professor Thomas Rauscher kritisierte über seinen privaten Twitter-Account die Bundesregierung. Schließlich bot ein missverständlicher Tweet den ersehnten Anlass für ein schäbiges Inquisitionsurteil. Der Dekan der Leipziger Juristenfakultät hetzte per Facebook. Sachsens Wissenschaftsministerin Stange (SPD), in den 1980ern als SED-Funktionärin in Moskau ausgebildet, bewies, dass der Stalinismus in ihrem Kopf lebendig ist. Die CDU-geführte Staatskanzlei sekundierte. Linksradikale Rotzlöffel störten Rauschers Vorlesung, zum Gaudium der etablierten Presse von ›taz‹ bis ›FAZ‹. Die Universität erklärte, die Einleitung eines Disziplinarverfahrens zu prüfen. Anonyme Gutmenschen wandten sich an den Wissenschaftsverlag C.H. Beck, um Rauscher die wissenschaftliche Plattform zu entziehen.
Fürs Erste haben die Freiheitsfeinde gewonnen: Rauscher schaltete seinen Twitter-Account ab. Fürs Erste gewann auch König Ernst August 1837, bis elf Jahre später die Revolution die Verfassung wieder durchsetzte. Mögen Grimms Worte Rauscher bestärken: »Die Geschichte zeigt uns edle und freie Männer, welche es wagten, vor dem Angesicht der Könige die volle Wahrheit zu sagen. Solche Beispiele lösen dem Untertanen seine Zunge, da wo die Not drängt, und trösten über jeden Ausgang.«
? Dr. Maximilian Krah ist Rechtsanwalt und ehemaliges Mitglied der CDU. Seit 2016 engagiert er sich im AfD-Kreisverband Dresden.
? Quelle: Deutschland-Kurier vom 29. November 2017
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