100 Jahre Große Sozialistische Oktoberrevolution: Alles vorbei?
Von Reinhard Günzel
Schon über drei Jahre tobte in Europa ein erbarmungslos geführter Krieg von bis dahin nie gekannter Zerstörungskraft. Das Deutsche Kaiserreich und die multikulturelle Österreichische Monarchie gegen den Rest der Welt. Trotz millionenfacher Opfer auf beiden Seiten konnte keine Partei ihre Kriegsziele erreichen. In allen europäischen Staaten sehnte nach anfänglicher Kriegsbegeisterung die Mehrheit der Bevölkerung ein Ende des Gemetzels herbei. Nicht nur Tote und Verwundete an der Front waren zu beklagen, im Hinterland breiteten sich Seuchen aus und der Hunger wurde zum ständigen Begleiter.
Besonders betroffen von den Auswirkungen des Krieges war die Bevölkerung des Zarenreichs. Hier flackerten trotz entschiedener Gegenreaktionen des Staates immer wieder Unruhen auf. Bei einer dieser Unruhen in der Hauptstadt Petrograd vermochte es die kleine, gut organisierte Partei der Bolschewiki sich an die Spitze zu stellen und die Monarchie zu Fall zu bringen. Die Bolschewiki, die sich später Kommunisten nennen sollten, hatten große Teile der Bevölkerung mit den Verheißungen des von Marx skizzierten sozialistischen Paradieses hinter sich gebracht.
Den wenigsten, die sich damals den Bolschewiki aktiv anschlossen oder auch nur deren Gesellschaftsexperiment aufgeschlossen gegenüber standen, war von Anfang an bewußt, was es heißt, wenn in einem Staat die Gleichheit vor dem Gesetz durch die Gleichheit der Lebensumstände ersetzt wird, wenn das Privateigentum und die persönliche Freiheit der Bürger nicht mehr respektiert werden. Sollte es denn nicht legitim sein, wenn zur Schaffung einer gerechten Ordnung, der einzig gerechten Ordnung, die den Menschen von den Fesseln eines ihn unterdrückenden kapitalistischen Systems befreit und die volle Entfaltung seiner Persönlichkeit ermöglicht, wenn für dieses einzig lebenswerte Ziel, wenn zum endgültigen Sieg des Guten über das Böse, auch einmal ein wenig Zwang oder gar Terror angewendet wird, Uneinsichtige isoliert und wenn notwendig liquidiert werden?
Eine solche Meinung ist doch auch heute noch weit verbreitet, unter Umverteilern, Eurorettern, Sozialingenieuren, Gesellschaftsklempnern, Antifa, Netzwerkdurchsetzungsgesetzgutheißern, Klimarettern, Kämpfern gegen rechts, Willkommenskaspern, ja selbst der Nochministerpräsident Sachsens, Mitglied der CDU, spricht Kritikern am Regierungskurs das Menschsein ab, wofür er sich bis heute noch nicht bei denen, die auch sein Gehalt zahlen, entschuldigt hat. „Hut ab“ riefen 1848 die Revolutionäre dem absolutistischen König zu, was der auch befolgte, aber da sind unsere Herrscher heute schon ein ganzes Stück weiter.
Es ist ja leider so, daß die Hölle schafft, wer das Paradies auf die Erde holen möchte, nur werden die Sozialisten das niemals zugeben.
Ludwig von Mises, einer der großen Gelehrten und Nationalökonomen deutscher Sprache, hat das bereits 1922 vorhergesagt: „Es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, der Sozialismus könnte durch die bösen Erfahrungen, die man mit ihm gemacht hat, überwunden werden. Tatsachen an sich können nichts beweisen oder widerlegen; alles kommt auf die Deutung an, die man ihnen gibt. Wer am Sozialismus festhält, wird fortfahren, alles Übel der Welt dem Sondereigentum zuzuschreiben und alles Heil vom Sozialismus zu erwarten. Die Mißerfolge des russischen Bolschewismus werden von den Sozialisten allen anderen Umständen zugeschrieben, nur nicht der Unzulänglichkeit des Systems. An allem Elend, das die Welt in den letzten Jahren erdulden mußte, ist nach Ansicht der Sozialisten nur der Kapitalismus schuld. Sie sehen nichts als das, was sie sehen wollen, und finden nichts, was ihrer Theorie widersprechen könnte.“
Sehr hellsichtig, dabei hatten die stalinistischen Massenmorde, Maos Kulturrevolution und andere Experimente mit hunderten Millionen Toten noch gar nicht stattgefunden, vom wirtschaftlichen Niedergang und einhergehender Verelendung riesiger Landstriche durch sozialistische Produktionsweise ganz zu schweigen.
Das von Lenin begründete Reich zerfiel nach 70 Jahren und, bis auf Kuba und Nordkorea, auch all die anderen Staaten, die den russischen Weg gegangen waren. Die Ideen des Sozialismus, die Vorstellung, daß der Staat über dem Bürger steht, daß er zum vermeintlichen Wohle der Allgemeinheit in Freiheitsrechte und Privateigentum eingreifen darf, diese Vorstellung ist aber weltweit immer noch weit verbreitet, ja man kann den Eindruck gewinnen, sie wäre wieder mehrheitsfähig, sogar in Deutschland, wo wir doch in der DDR Erfahrungen mit dem real existierenden Sozialismus zur Genüge sammeln konnten. Es werden munter Euro und Klima gerettet, die Gleichheit vor dem Gesetz ist längst durch die positive Diskriminierung mit ihrer Aufspaltung der Gesellschaft in immer kleinere angeblich benachteiligte Gruppen ersetzt, Umverteilung mit mittlerweile weltweitem Kreis von Anspruchsberechtigten, die sich nach und nach alle auf den Weg ins gelobte Land machen, haben Hochkonjunktur und in Jamaika wird fieberhaft verhandelt, welche Wichtung welche Einschränkung von Freiheit und welcher Raub des Privateigentums vorrangig im Koalitionsvertrag festgeschrieben werden soll. Stichworte sind hier Verbrennungsmotor, EEG-Gesetz, „Steuerung“ der Zuwanderung und andere Nebelwörter.
Der Kampf für die Werte der Aufklärung, für eine Gesellschaft, die das Privateigentum uneingeschränkt respektiert und die Freiheit des Einzelnen nur insoweit einschränkt, wie sie die Freiheit der Mitmenschen berührt, dieser Kampf muß trotz des Untergangs der Sowjetunion mit aller Entschiedenheit weitergeführt werden.
Die einzige politische Partei, die diesen Kampf überhaupt zu führen gewillt und dazu in der Lage ist, ist die AfD. Das ist und bleibt auf mittlere Sicht unser Alleinstellungsmerkmal.
? Dr. Reinhard Günzel ist Vorsitzender des Kreisverbands Dresden.