„Sie haben ja die Freiheit abzuschalten.“

„Sie haben ja die Freiheit abzuschalten.“

„Sie haben ja die Freiheit abzuschalten.“

Nachtrag (I) zur AfD-Podiumsdiskussion

Der Abend in den Messehallen gab ausgiebig Anlass, über die gegenwärtige Spaltung des Volkes in Gesinnungsethiker und Verantwortungsethiker nachzudenken. Deshalb sollen hier noch zwei exemplarische Situationen nachgetragen werden. Es muss dabei betont werden, dass beide Chefredakteure mehrfach und auch glaubwürdig beteuerten, auf Kritik einzugehen, sich auch bei Kritikern umzuhören, ihre Arbeit ständig zu prüfen und Mißstände abzustellen. Auf der anderen Seite der Mattscheibe – im real gesendeten Programm – kommt aber den Teilnehmern der Veranstaltung zu wenig davon an.

Es gab dann Phasen der Diskussion, wo diese sympathisch aufgebaute, selbstkritische Kontur der beiden Fernsehverantwortlichen klar erkennbar und für jeden offensichtlich in sich zusammenbrach. Frey meinte, als er argumentativ in Bedrängnis geriet: „Sie haben ja die Freiheit abzuschalten.“ Da wehte augenblicklich der kalte und arrogante Schauer eines „Wenn das Volk kein Brot hat, dann soll es doch Kuchen essen.“ in den Saal. Obwohl faktisch richtig, machte diese Bemerkung, einer großen Gruppe von GEZ-Zwangszahlern ins Gesicht gesagt, den Eindruck einer Kapitulation.

Gniffke war erkennbar unwillig oder unfähig, aus der überproportionalen Zahl der Migrantenverbrechen einen analytischen Schluß zu ziehen. Seiner Meinung nach besteht die Bevölkerung aus vielen Gruppen – und ebenso auch die Gruppe der Migranten – in denen es viele Gute und einige „Armleuchter“ gäbe. Dass die eingewanderten arabischen und afrikanischen jungen Männer eine mehrfach höhere Kriminalität bei uns ausleben, wollte Gniffke nicht in den Kopf. Er war bereit, über das Senden oder Nichtsenden von Einzelfällen zu diskutieren, auch an der einen oder anderen Stelle Fehler und Fehleinschätzungen zuzugeben. Er kann aber nicht verstehen, dass ein im wahren Leben bestehendes Problem – die gegenüber Deutschen mehrfach höhere Kriminalität von Einwanderergruppen – einen der wichtigsten Nachrichtenkanäle der Bundesrepublik zu einer Berichterstattung veranlassen müsste, dass die Mediennutzer das Systemische am Problem erkennen und als Bürger politisch darauf reagieren können. Gniffke vertrat damit die Philosophie der „Lückenpresse“, die Nutzer mit unterhaltsamen Geschichten zuzuschütten, aber Muster von Mißständen nicht zur Analyse zuzulassen – und damit für weniger kritische, weniger selbstdenkende Nutzer diese systemischen Fehler aus dem Bereich der Wirklichkeit auszublenden.

Beide Chefredakteure vertraten für ihre Redaktionen die Meinung, die einlaufenden Nachrichten in den meisten Fällen zuverlässig auf Relevanz zu prüfen, also den Nachrichtenstrom überwiegend verantwortungsbewusst in Sendungen und Formate zu kanalisieren. Die Veranstaltung zeigte auch deutlich, dass beide Journalisten eine weitgehend angenehme und positiv wirkende Statur aufweisen, dass mit ihnen aber nicht das Fernsehen gemacht werden kann, das die gespaltene Gesellschaft wieder zusammenführt. Der Begriff der Relevanz, der für Programminhalte ins Feld geführt wurde, lässt sich auch auf die Medienkanäle anwenden. ARD und ZDF verlieren Relevanz in dem Maße, wie ihre Inhalte nicht mehr zur zutreffenden Selbstverständigung der Gesellschaft beitragen können. Alternative Digitalmedien wie Webseiten und soziale Plattformen übernehmen. Der Preis dessen ist aber die weitere Fragmentierung der Gesellschaft – nicht mehr das Versammeln um das „Lagerfeuer der Nation“. (res)

? Der LINK zum Live-Stream zum Nachhören: AfD-Podiumsdiskussion

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